Heilfasten

1 Tag komplett auf Nahrung verzichten

 

Heilfasten entgiftet das Gewebe und Zellen und schafft damit die Voraussetzung zur Regeneration des gesamten Organismus. Ganz natürlich werden dadurch die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt.

Diese Woche startete ich ein Experiment. Einen gesamten Tag ohne auch nur der geringsten Nahrungszufuhr, keine Säfte, keine Tees, nur stilles Wasser. Als ich dieses Projekt startete wurde mir erstmals klar das ich seit meiner Geburt jeden einzelnen Tag etwas gegessen habe. Auch wenn es sicher Tage gab an denen es sehr wenig oder nur Suppen, Müsli, Säfte oder Tees waren. Was aber passiert wenn man über einen längeren Zeitraum überhaupt nichts zu sich nimmt. Wie reagiert der Körper und vor allem wie reagiert der Verstand? 

 

WARUM EINEN TAG NICHTS ESSEN?

Die Nahrungszufuhr bedeutet auch die Zufuhr von Giftstoffen und die einhergehende Belastung für den Körper. Auch wenn man sich sehr gesund ernährt, der Körper hat immer eine gewisse Belastung bei einer Zufuhr von Stoffen. In der Regel gilt, je mehr man isst desto größer ist die Belastung und bei ungesunder Ernährung steigt die Belastung dadurch proportional. Unsere Nahrungsaufnahme in der westlichen Welt wurde zunehmend in Richtung Überkonsum konditioniert (mehr dazu in meinem Artikel Konsum). Wir essen zu viel für unsere Verhältnisse, meist aus Gründen von Genuss aber auch durch Konditionierung. Einen Tag oder mehr bewusst nichts essen ist daher eine gesunde Abwechslung für den Körper und nebenbei ein gutes Training für den Geist. Denn schließlich wollen wir ja unserer Geist als Herrscher über unseren Körper positionieren.

Wer jedoch seinen Körper für viele Jahre überbelastet hat, kann sich auch einer längeren Heilfastenkur unterziehen. Der Unterschied ist, dass ab einer Dauer von 10 Tagen nicht komplett auf Nahrung verzichtet wird, sondern 2-4 Shakes mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Eiweißen (meist Erbseneiweiß oder Lupineneiweiß) genommen werden. Das wichtigste ist, nach der Heilfastenkur langsam wieder zu essen beginnen und sich die ersten Tage wirklich zurückzuhalten. Das bedeutet mit kleinen Portionen und leicht verdaulichen Lebensmitteln beginnen. Das ist jedoch das Schwerste daran, wie ihr später gleich lesen werdet. Für mich war es schwieriger als das Fast selbst.

 

DIE BALANCE

Unser Wesen sowie jeder Organismus strebt nach Balance. Unser Körper kann jedoch mit zeitweiligen Extremem sehr gut umgehen und im Falle des Heilfastens sind sie auch gesund für den Körper. Auf Dauer jedoch erzwingt ein Organismus die Balance, was auch der Grund für viele Krankheiten darstellt. Daher ist auch beim Heilfasten zu beachten das wir nicht genau dadurch in ein Extrem rutschen. Bereits am Vortag sollte eher weniger gegessen werden. Auf keinen Fall sollte man versuchen vorzuessen weil man am nächsten Tag nichts mehr bekommt. Am Tag danach ist das schwierigste, sich nicht nachträglich vollzustopfen und den Genuss nachzuholen.

 

Wie ist es mir mit einem ganzen Tag ohne jegliche Nahrungszufuhr ergangen?

Ich verbrachte insgesamt 38 Stunden ohne jegliche Nahrung. Das Einzige was ich zu mir nahm, war jede Menge stilles Wasser.

Als ich am Morgen des Experimentes aufstand ging es mir sehr gut. Wenn man seinen Körper konditioniert am späten Abend nichts mehr zu essen, dann verspürt man in der Früh auch nicht mehr so einen großen Drang zu essen. Isst man hingegen spät Abends noch etwas, kommt meiner Erfahrung nach der Hunger gleich in der Früh.

Was habe ich nun gemacht? Nach dem Aufstehen trank ich ein paar Gläser Wasser und war dann erstaunt, wie viel Zeit ich eigentlich hatte, da ich kein Frühstück zubereiten musste. Es fiel mir nicht schwer aufs Frühstück zu verzichten und da ich diesen Tag so weit wie nur möglich ausreizen wollte, legte ich eine Stunde Krafttraining im Studio ein. Hier trank ich allein 2,5 Liter stilles Wasser und hatte ausreichend Energie für ein anständiges Training. Verblüffend! Nach einer erfrischenden Dusche machte ich mich auf den Heimweg. Dort angekommen überkam mich erstmals ein Hungergefühl. Ich trank ein paar Gläser stilles Wasser und machte mich an meine tägliche Arbeit. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich jetzt etwas zu Essen vertragen könnte. Doch anstatt meinen Versuch abzubrechen, stellte ich mir einen Krug mit stillem Wasser an meinen Schreibtisch. Ich musste diesen alle 20 Minuten auffüllen, da ich ständig den Drang hatte etwas zu mir zu nehmen. Das trinken von Wasser half mir aber sehr und ich war erstaunt, wie leicht ich dadurch auf Nahrung verzichten konnte. Ein paar Mal legte ich eine kleine Pause vom Arbeiten ein. In dieser Pause wusste ich zunächst nicht was ich mit der Zeit anfangen sollte, denn normalerweise füllte ich diese Pause mit der Suche mit der Zubereitung oder Besorgung von Essen, mit einer Kanne Grüner Tee oder auch mit etwas Süßem. Doch an diesem Tag war nichts von dem erlaubt. Nicht einmal Tee wollte ich mit bei diesem Versuch erlauben, also blieb ich bei noch mehr Wasser.

Als meine Freundin am Nachmittag zu kochen begann, wurde es erstmals kritisch, denn meine Nase dürfte inzwischen Superkräfte entwickelt haben. Trotz geschlossenen Türen und einem geraumen Abstand zur Küche entfiel meiner Nase nicht die geringste Nuance. Allein der Geruch von nackten Spagetti lies in meinem Mund einen Ozean entstehen. Ich konnte mir nun nichts leckereres als nackte Spagetti vorstellen und wie ich sie mit Leidenschaft zerkaute. In meinem Kopf, war das gerade das beste Essen der Welt. Ein irres Gefühl und das nach nur 8 Stunden nichts essen. Aber anstatt der Versuchung nachzugeben, schenkte ich mir noch ein Glas schönes stilles Wasser ein. Yeah!

Nun war es Abend geworden und ich habe den ganzen Tag durchgehalten. Doch die nächste Prüfung stand schon bevor. Meine Freundin und Ich haben es uns auf dem Sofa gemütlich gemacht und eine Folge Game of Thrones aufgedreht. Ich war in meiner stoischen Ruhe bis ich das knistern von Popkorn vernehmen konnte. Der wohl duftende Geruch setzte gleich darauf ein und lies nicht nur einen Ozean in meinem Gaumen entstehen sondern gleich die Sintflut. Ich hielt mich zurück und meine Freundin kaute neben mir genüsslich ihre Popkorn in Salz und einem Hauch von Butter. Obwohl ich keinen Bissen gemacht hatte, wusste ich nur zu gut was alles in diesen Popkorn drin war. Meine Nase hätte heute Superman in den Schatten gestellt. Und war das ständige Knistern und Kauen neben mir noch nicht genug, fingen die Darsteller in der Serie auch noch an genüsslich ihr wohl zubereitetes Festmahl zu geniessen. Ich tröstete mich, ihr könnt es erahnen, mit einem weiteren Glas "köstlichen" stillen Wassers. Ich würde behaupten es war gar nicht so sehr der Hunger den ich hier spürte, sondern einfach einen großen Drang nach Genuss. Zu später Stunden wurde ich dann das erste Mal etwas antriebslos und hatte keine Lust mehr auf Schreiben oder Lesen. Ich fühlte mich generell gut, nur mein Verstand war mit seinen Gedanken schon beim morgigen Frühstück. Ich verlor das angenehme Wohlbefinden im hier und jetzt und sprang immer wieder in die Zukunf zum morgigen köstlichem Essen. Ich versuchte aber nicht absichtlich früher schlafen zu gehen um mir die Zeit zu erleichtern, sondern zögerte es noch weiter heraus. Es war eine spannende Erfahrung, was der Verstand so alles mit einem machen kann. Und das bei einer so kleinen Sache.

Anstatt schlafen zu gehen nahm ich ganz bewusst meine Empfindungen wahr und reflektierte. Bei einem so geringen Entzug, wie einem Tag, war ich erschrocken wie sehr der Drang nach "Genuss" überhand gewann. Ich war zwar hungrig aber mir ging es körperlich gut. Ich denke der Drang nach etwas Genuss war zu dieser Zeit größer als der wahre Hunger. Doch ein einfaches Stück Brot zu dieser späten Stund wäre einfach unübertrefflich gewesen. Das schöne an dieser Erfahrung war, dass ich nicht nach extravaganter Nahrung strebte, sondern die ganz einfachen Lebensmittel wurden plötzlich zu den verführerischsten. Und mit einem guten Gefühl ging ich dann ohne jegliche Nahrung zu Bett. 

DER NÄCHSTE TAG

Am nächsten Tag, nach dem Aufstehen, fühlte ich mich schwach. Ich ging in die Küche, trank ein Glas stilles Wasser und wartete noch eine Stunde bevor ich anfing mir Frühstück zu machen. Vor dem ersten Bissen Nahrung, waren nun 38 Stunden vergangen als ich zuletzt etwas anderes als Wasser zu mir nahm. Die Schwierigkeit bestand nun darin nicht gleich voll zuzuschlagen. Denn mein Versuch war nun offiziell beendet und ich erlaubte mir wieder zu essen. Doch wie zu Beginn erwähnt, sollte man langsam wieder anfangen zu essen. Das heisst kleine Portionen und leichte Nahrungsmittel. Es viel mir sehr schwer das einzuhalten, denn am liebsten wollte ich zum Frühstück Spagetti und Popkorn zugleich essen. Vielleicht mein normales Frühstück noch auch gleich dazu, es war irre. Ich musste mich wirklich streng zurückhalten, mich nicht zu überessen. Das hörte nach dem Frühstück nicht auf, womöglich weil ich dem Drang nicht nachgegeben habe. Den ganzen Tag wollte ich viel mehr essen als ich mir selbst erlaubte. Es stellte sich als fast schwieriger heraus diese Vereinbarung mit mir einzuhalten als das Fasten selbst.

UPDATE:

 Nun sind 6 Jahre vergangen und ich verzichte bewusst und regelmäßig einen Tag lang auf Nahrung. Mein erster Versuch damals war herausfordernder als ich dachte aber ich fand heraus, dass ich etwas grundlegendes an meiner Heilfastenkur verbessern konnte. Mehr dazu könnt ihr in meinem neuen Blogartikel Ekadashi nachlesen.

FAZIT

Einen Tag mit wirklich nur Wasser ist eine ganz andere Erfahrung als ein Tag mit Tee oder Shakes oder einem Glas Fruchtsaft. Mir wurde bewusst, wie viel Zeit man eigentlich mit Kochen, Essen und der "Nahrungssuche" verbringt (in der modernen Gesellschaft ist das Naschlade durchforsten, Supermarkt bummeln, Tee Zubereitung usw.). Ich glaube der wirkliche "Hunger" kommt am ersten Tag noch nicht, sondern eher der Drang nach Befriedigung unserer Genusssucht. Erst am zweiten Tag fühlte ich tatsächlich eine leichte körperliche Schwäche. Mittlerweile praktiziere ich das Heilfasten aber im Einklang mit einem bestimmten Zyklus, was sich sehr positiv auswirkt. Ich verspüre den ganzen Tag überhaupt keinen Hunger mehr und fühle mich auch nicht mehr schwach. Nichtmal nach 41 Stunden ohne Nahrung setzt ein Gefühl der Trägheit ein. Im Gegenteil, ich fühle mich richtig gut, gereinigt und lebendig. Mehr dazu könnt ihr in meinem neuen Blogartikel Ekadashi nachlesen.

Habt ihr auch schonmal so eine Erfahrung gemacht oder sogar viel mehr Tage nichts gegessen. Berichtet mir davon in den Kommentaren :)

Die erfüllendste Erkenntnis war für mich bei diesem Erstversuch die Kraft meiner Gedanken. Ich habe mir etwas vorgenommen, es durchgezogen und dadurch etwas verändert. Ich war erstaunt, wie leicht es mir gefallen ist nichts zu essen - nur weil ich es mir vorgenommen hatte. Ich nahm an diesem Tag jedoch circa 5-7 Liter stilles Wasser zu mir (Mineralwasser ist nicht zu empfehlen). Wie bereits erwähnt ist auch mehr als ein Tag Heilfasten sehr gesund. Was ich auch empfehlen kann, ist ein ganzer Fasttag wie dieser pro Monat. 

Solch ein Experiment ist jedoch nur gesund, wenn man sich bewusst für einen Nahrungsentzug entscheidet. Menschen die hungern brauchen Nahrung und Liebe. Geben wir sie ihnen.

Dieser Artikel wurde verfasst von Mathias Gruber.
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