Konsum als Ausgleich für Unzufriedenheit

Kaufe ich oder bin ich?

In unserer modernen Welt, in der Konsum eine zentrale Rolle spielt, stellt sich eine wesentliche Frage:
Kaufen wir Dinge, um unser wahres Selbst auszudrücken, oder verlieren wir uns im ständigen Streben nach materiellem Wohlstand?


In dieser Reflexion über unser überschwänglichen Konsum und unsere innere Zufriedenheit, werde ich unsere modernen Einkaufsgewohnheiten in Frage stellen und die Auswirkungen auf unser inneres Wohlbefinden erkunden.

Neue, schöne und teure Dinge zu kaufen kann zweifellos kurzfristige Glücksmomente in unserer westlichen Gesellschaft schaffen, wie wir alle bereits erfahren haben. Allerdings sind diese Glücksmomente nicht von Dauer, und wir zahlen einen weit höheren Preis dafür, als wir monetär ausgeben. Diesen Preis zahlen wir mit unserer Lebenszeit, unserer inneren Erfüllung und unserer spirituellen Entwicklung. Die meisten Menschen tauschen Zeit gegen Geld, weshalb jeder Euro oder Dollar auch als ein kleiner Teil unserer Lebenszeit betrachtet werden kann. Wenn wir also kaufen, um Freude zu empfinden, sollten wir zunächst einmal hinterfragen, warum wir gerade keine Freude empfinden. Was tun wir den ganzen Tag das uns keine Freude bereitet?

Echte Zufriedenheit liegt nicht im Überfluss von Besitztümern, sondern in der Erfüllung unserer geistigen und emotionalen Bedürfnisse. Wenn wir konsumieren, dann sollten wir dies intelligent tun und nach Produkten suchen, die unser Leben wahrhaftig bereichern und erleichtern, anstatt es auf anderen Ebenen komplizierter zu machen oder zu verkürzen.

Wenn materielles Wohlergehen über die geistigen Bedürfnisse gestellt wird , dann ist dies ein momentanes Glück auf Kosten des geistigen Todes.

Was braucht der Mensch? 

Jeder Mensch hat Bedürfnisse. Der Psychologe Abraham Maslow entwickelte sein erstes Modell zur berühmten Bedürfnishierarchie im Jahre 1943. Sie beschreibt menschliche Bedürfnisse und Motivationen in einer hierarchischen Struktur und besagt das die niedrigeren Bedürfnisse eines Menschen vor den höheren gestillt werden müssen. Die Darstellung der Bedürfnishierarchie in Form einer Pyramide wird ihm jedoch fälschlicherweise persönlich zugeschrieben, ist aber tatsächlich eine spätere Interpretation seiner Arbeiten durch andere. Diese Darstellung führt auch oft zu der Glaubensweise das die unteren Bedürfnisse vollkommen erfüllt werden müssen bevor in der Hierarchie nach oben gewandert wird. Dies entspricht jedoch nicht Maslow's Modellen sondern entspringt nur den fälschlichen Interpretation. Was uns diese Pyramide aber, mit hinzugefügten Schlagwörter (Überleben, Materielles, Status, Wissen, etc.) sehr gut verdeutlicht, ist die Notwendigkeit des Aufstieges. Nämlich der Aufstieg, nach der Befriedigung eines Bedürfnisses, hin zur Spitze der Pyramide. Bleibt der Mensch in einer Kategorie trotz Befriedigung hängen, folgt die unausweichliche Übersättigung des Bedürfnisses und dies führt zu einem Gefühl von Unglück, Antriebslosigkeit oder sogar Depression

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Ein Hauptbestandteil der großen Depression und des Unglücks in der westlichen Welt beruht auf dem vernachlässigen des natürlichen Aufstieges in dieser Pyramide. Sind wir uns mal ehrlich - wie kann es sein das wir Menschen ist der westlichen Welt unglücklich sind? Aus der Sicht eines Aussenstehenden haben wir alles was wir brauchen im Überfluss. Wir haben genug zu Essen, sauberes Wasser, ein Dach über dem Kopf und wir müssen nicht tagtäglich angst um unser Leben haben. Also warum sind so viele von uns unglücklich? Höher in der Pyramide sind wir unzufrieden weil wir uns die extravaganten Dinge unserer Träume nicht leisten können und stopfen uns mit übermäßig vielen Nahrungsmittel voll oder ergeben uns der Trink- oder Sexsucht. Ein millionenschwerer Manager ist unglücklich weil ihm das Ansehen oder die wahre Liebe fehlt und kauft sich eine Yacht nach der Anderen. Was läuft hier falsch? Alle stecken sie fest und tun mehr des Gleichen. Aber warum?

Weil wir es so gelernt haben und tagtäglich weiter erfahren

Die traurige Antwort ist: "Weil wir konditioniert werden mehr zu wollen". Egal in welcher Sparte der Hierarchie wir uns befinden, die Wirtschaft hat begriffen unsere Bedürfnisse zu Umsatz zu machen. Und ihr Einfluss ist mittlerweile überall. Die Wirtschaft hat ihre Finger in allen Bereichen unseres Leben im Spiel. Was tun wir also wenn unsere nächst höheren Bedürfnisse nicht gestillt werden? Wir kompensieren sie mit einstweiligen Glücksgefühlen. Wir konsumieren ! Der wichtigste Zustand, den die heutige Wirtschaft versucht herbeizuführen, ist der, dass unsere, tief im Unterbewusstsein sitzenden geistigen Bedürfnisse NICHT erfüllt werden. Stattdessen überfluten sie uns mit alternativen Bedürfnissen, die nur den Zweck erfüllen unseren tatsächlichen Bedarf zu überdecken. 

 

Aber warum funktioniert das?

Wenn wir den Mechanismus und die Motive des Gruppendenkens verstehen, wird es möglich sein, die Massen, ohne deren Wissen, nach unserem Willen zu kontrollieren und zu steuern.
— Edward Bernays

Die Wirtschaft hat spätestens, seit Edward Bernays, dem Neffen von Sigmund Freud, im großen Stil gelernt an welchen Fäden sie ziehen muss, um eine Gruppe von Menschen zu steuern. Edward Bernays wird auch als umjubelter Vater der "Public Relations" bezeichnet, da er dieses wirtschaftliche Feld für immer revolutionierte. Seither indoktrinieren Profiteure ihre Absichten in die Masse, die dadurch bereitwillig und aus scheinbar eigenen Willen die abgesehen und gelenkten Entscheidungen der Nutznießer ausführen. Das funktioniert so gut das wir nicht einmal mitbekommen das es passiert. Auf längere Dauer hindurch ist dies jedoch ein nicht haltbar Zustand. Dies äußert sich in unserer Gesellschaft durch das neue Krankheitsbild "Burnout" und "Depression". Nebenprodukt der ganzen Geschichte wurde die geplante Obsoleszenz und die Wegwerfgesellschaft. Auch in unserem ganzen Gesellschaftssystem gibt es die Tendenz über Spätzeitfolgen hinwegzusehen und die aktuellen Glücksmomente so immense wie möglich, ja weit über die Befriedigung, auszunützen. Was auf den Menschen gelegt das Burnout ist, ist auf das ganze System gelegt die "Wirtschaftskrise" oder die berühmte "Bubble Economy". 

 

Der Mensch, ein Spezialist der Anpassung

Der Mensch ist ein bemerkenswertes Wesen, welches über eine starke Fähigkeit der Anpassung verfügt. Er kann Gefühle unterdrücken und Bedürfnisse zurückstecken. Jedoch nur für eine bestimmte Zeit, denn die wahre Bestimmung des Menschen liegt in seiner Verwirklichung und Transzendenz. Es ist nicht heroisch oder kühn seine Bedürfnisse auf Dauer zurück zu stecken, eher leichtsinnig und töricht. Denn früher oder später holt einen die geballt Ladung ein und die Meisten sind darauf einfach nicht vorbereitet. 

 

 

DIE VERSCHIEBUNG DER UMWELTBEDINGUNGEN  

Die Lebensbedingungen des Menschen wurden selbst in den hoch entwickelten Ländern dieser Welt nicht einfacher. Sie haben sich nur graduell auf eine andere Ebene verschoben. Von den harten körperlichen Bedingen, zu den hart Geistlichen. Früher war das Leben körperlich hart und anstrengend, für unsere Verhältnisse wahrscheinlich unerträglich. Heute gehen viele Menschen, in den industrialisierten Ländern, noch zusätzlich in ein Körperstudio um die Balance oder den "Ausgleich", wie viele es nennen, wieder herzustellen. Die heutigen harten Bedingungen in den sogenannten "hoch entwickelten Ländern dieser Welt" liegen schlichtweg auf der geistlichen Ebene. Die zunehmende Bürokratie, die steigende Manipulation des Verstandes und die immer dringendere Schnelllebigkeit schaffen dem Geist so einiges ab. Bei vielen kommt noch eine tagtäglich sinnlose Tätigkeit nur für den reinen Zweck des Geldes hinzu. Aber auch bei den leidenschaftlichen Erwerbstätigen erschweren sinnlose neue Regulierungen das Leben eines anständigen Bürgers. Die Massenmedien verbreiten Angst und Schrecken an jeder Ecke und nähren unser Sicherheitsbedürfnis. Gleichzeitig bieten sie uns aber den heilenden Ausweg aus jeder Misere. Dieser heißt ganz einfach Konsum.  

A society in which consumption has to be artificially stimulated in order to keep production going is a society founded on trash and waste, and such a society is a house built upon sand.
— DOROTHYL. SAYERS in Creed or Chaos

Dieser übermäßige Konsum und die Erschwerung des Lebensalltages auf geistlicher Ebene verursachen auch eine gewisse Blindheit und Ablenkung für das Wesentliche. Konsum, Blindheit und Ablenkung schaden auf Dauer nicht nur uns selbst, sondern auch unserem kompletten Umfeld. Von unseren nahen Mitmenschen bis zu Menschen am anderen Ende der Welt. Aber auch unser allumfassendes Zuhause dürfen wir dabei nicht vergessen. Unseren derzeitigen Heimatplaneten Erde. 

 

UNSERE ERDE

Die Natur kennt kein Gut und kein Böse. Sie spielt ein anderes Spiel. Das Spiel vom Geben und Nehmen.
— Mathias "Mate" Gruber

Unser Planet Erde ist ein komplexes, in sich geschlossenes System. Sie ist ein riesiger Organismus, der wie jedes intakte System nach Balance strebt. Die Lebensdauer der gesamten Menschheit ist nur ein Wimpernschlag der Erde. Doch bekommt sie diesen Wimpernschlag ordentlich zu spüren. Überfischung, Überzüchtung, Ozeane aus Plastikmüll, die Vernichtung des Waldbestandes und vieles mehr brechen das Gleichgewicht unserer schönen Erde. Und obwohl wir der Erde zu viel entnehmen haben dennoch eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu ausreichend Trinkwasser und nicht genügend Nahrungsmittel. Wie kann das sein? Der Lebensstil unserer jetzigen Gesellschaft, vor allem der industrialisierten Länder, kann die Erde nicht lange standhalten. Wenn wir so weiter machen wird ihr nichts anderes übrig bleiben als uns zu vernichten. Der Natur bleibt keine andere Möglichkeit. Sie kennt kein Gut und kein Böse. Die Natur spielt ein anderes Spiel. Das Spiel vom Geben und Nehmen und der nötigen Balance.

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Wie viel Leben hat dein Reichtum, prachtvolle Kugel.
Wie viel ist so lange Zeit, in welcher deine Drehung wurde erstrahlt.
Wie viel Liebe ist dein Mond und wie viel Sonne war dein Ursprung, der kommt und geht für immer.
— Martha Carolina

 

Unsere Erde. Ein wundervoller blauer Planet mit allen Facetten des Lebens. Ein übergeordneter Organismus als Heimat für uns Menschen und so viele Andere. Schauen wir nicht weg und machen einen Blick in unser Sonnensystem. Wo wollen wir denn hin? Gibt es auch nur annähernd etwas vergleichbares wie unserer Erde? Der Mars? Viel Spass am Mars, dieser Planet hat seine besten Zeiten bereits hinter sich. 

 

 

 

Was können wir tun?

In Sachen materiellen Wohlstand brauchen wir Produkte mit Beständigkeit und Charakter. Produkte die unser Leben wahrhaftig erleichtern und es nicht auf anderen Ebenen steiniger machen. Produkte die uns nicht in einer Spalte der Bedürfnispyramide gefangen halten, sondern unseren Geist befreien für die übergeordneten Dinge des Lebens. Wir brauchen also ein Umdenken des allgemeinen Verständnisses über unsere Bedürfnisse und über den Haushalt unserer Erde. Wir brauchen eine neue Art der Ausbildung für die nächsten Generationen die den Fokus auf ein Miteinander anstatt aufs Gegeneinander legt. Eine Ausbildung die uns lehrt mit uns selbst umzugehen, uns zu spüren und uns selbst zu verstehen. Wir brauchen eine Ausbildung die wieder Pioniere anstatt von Schafen hervorbringt. Technisch ist es möglich Produkte zu erzeugen die weit über das Leben eines Menschen hinausgehen. Ob das nun Glühbirnen sind die eine Brenndauer von über 100 Jahren nachweisen (siehe Centennial Light) oder Autos, die 400.000 km ohne Reparaturen fahren. Die geplante Obsoleszenz und die Abhängigkeit des Verbrauchers von Ressourcen hat sich im wirtschaftlichen Gedankengut der Profiteure als einzig rentable Lösung festgesetzt. Hier bedarf es einer Wende und die Suche nach neuen Möglichkeiten, mit der Zufriedenstellung des gesamten Einheitssystems unseres Planeten. Also sowohl der Produzenten als auch Konsumenten und vor allem für unser Zuhause, die Erde.  

Buchempfehlung:
Vance Packard - The waste makers
(Deutsch: Die große Verschwendung)

Hierzu gebe ich eine interessante und aufklärende Buchempfehlung. Dieses Buch wurde bereits 1960 veröffentlicht und beschreibt die geplante Obsoleszenz in der Industrie und die daraus resultierende Wegwerfgesellschaft.

 

Was der Mensch also tatsächlich braucht sind nicht Produkte, sondern die höheren Ebenen wie Ausgeglichenheit und Balance sowie die individuelle Selbstverwirklichung und Respekt für unsere Heimat. Lasst uns nicht konsumieren und kompensieren sonder bewusst leben in Zufriedenheit und Wertschätzung. Die neuen Pioniere unserer Zeit werden die Startups sein die unser bisheriges System komplett auf den Kopf stellen. Es werden die Menschen sein, die den Mut haben gegen den Strom zu schwimmen und den Rest der Menschheit dazu begeistern die Richtung zu ändern. 

Nicht vergessen dürfen wir auch die Endlichkeit aller Dinge. Der Mensch als sich bewusst endliches materielles Wesen muss sich im Klaren sein das jeglicher Besitz endlich ist. Alles was wir besitzen und jemals besitzen werden ist niemals auf Dauer. 

The possession of goods shall not be confused with the good life

Mit diesem wunderschönen Satz aus dem Englischen möchte ich daher meinen Artikel beenden. Er wurde einem jungen Mann von seinen Eltern als Ratschlag fürs Leben gegeben.

 

 



Dieser Artikel wurde verfasst von
Mathias Gruber.
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Was sind deine Gedanken zum modernen Konsum? Verlieren wir bei jedem äußeren Gewinn einen Teil unseres Inneren? Der Blog ALETHEIA - der Weg der Wahrheit und Selbsterkenntnis könnte dir auch gefallen.
Alles Liebe
Mathias “Mate” Φ

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© Mathias Gruber